Justus-Liebig-Schule

Gymnasium in Darmstadt

Stratoflight 2023

2023 sollte nach 2020 das zweite (und sicherlich nicht letzte) Stratoflight-Projekt realisiert werden. Zum Start im Herbst 2022 zeigte sich schnell, dass der aktuelle Jahrgang 9/10 große Ziele hatte: höher sollte die Sonde fliegen, schöner aussehen und noch mehr Equipment an Board haben.

In den sechs WPU-Kursen (Physik, Chemie, Biologie, Erdkunde und 2x Informatik) startete sogleich die theoretische Erarbeitung der wissenschaftlichen Hintergründe. Neu in diesem Jahr und nicht ausgebremst durch Corona konnten sich die Schülerinnen und Schüler in regelmäßigen Expertentreffen untereinander austauschen, vernetzen und durch Fragen voranbringen. In der Sondenbau-AG sowie der Socialmedia-Gruppe wurde zusätzlich am Aufbau und Design der Sonde gearbeitet bzw. die Darstellung des Projekts auf Instagram vorangetrieben. Es zeigten sich viele neue Perspektiven und Ideen. Nicht jede, wie z.B. Solarpanele zur Stromversorgung, konnten realisiert werden, doch mit der Positionierung der Flügel konnte eine erste deutliche Veränderung zum Projekt 2020 gesetzt werden. Weiter wurde die Farbe der Sonde (nach einer Abstimmung auf Instagram) in lila-gelb umgesetzt sowie eine Experimentierhalterung mit Reagenzgläsern, Schokokuss und LiO-Logo gebaut. Dazu wurde im Makerspace Darmstadt als außerschulischem Lernort zunächst mit Papier und Bleistift ein Design entworfen, dieses in ein Computerprogramm übertragen und zuletzt mit dem Lasercutter aus einer Plexiglasplatte ausgeschnitten – eine tolle Aktion. Die Experimente sollten die unterschiedliche chemische Reaktion in Bezug auf die Temperatur untersuchen sowie das physikalische Ausdehnen des Schokokusses aufgrund von Luftdruckveränderungen.

Begleitet wurde das Stratoflight-Projekt 2023 durch Experten wie den ehemaligen ESA Generaldirektor J.-D. Wörner, der sich bei einem Besuch über unser Projekt informierte, den Schülerinnen und Schülern Ratschläge gab und auch für persönliche Fragen zur Verfügung stand. Weitere sehr große Unterstützung bekamen wir von Hobby-Funkern in Person von Herrn Kreiser und Herrn Keil, die uns ermöglichten, die Sonde mit einem GPS-Funksender auszustatten, sodass wir die gesamte Flugdauer genau wussten, wo sich unsere Sonde befindet. Eine zweite Idee, eine Live-Funk-Bildübertragung, musste kurz vor dem Start wegen technischer Probleme ad acta gelegt werden mit dem Ziel, dies beim nächsten Projekt erneut aufzugreifen.

Am 04.07.2023 sollte es dann soweit sein: Früh am Morgen wurden Informationsstände, eine Bühne sowie das Material aufgebaut. Presse durch hr3 und FFH hatten sich angekündigt. Nach Abschluss aller Vorbereitungen geschah dann jedoch das Unfassbare: Das Verbindungsseil zwischen Ballon und Sonde riss und der Ballon flog ohne die eigentliche Fracht davon. Die gesamte Schulgemeinde, die beteiligten Lehrkräfte und die auf der Bühne versammelten Schülerinnen und Schüler waren zunächst geschockt. Schnell ergriff der Schulleiter das Wort und versprach, dass wir uns von diesem Rückschlag erholen und noch in diesem Schuljahr erneut starten werden. Nach einigen Telefonaten und Emails zur Ausweitung der Versicherung, erneuten Starterlaubnis beim Land Hessen und Klärung der Finanzierung des Neustarts durch den Förderverein (Kosten von rund 800 Euro) war klar: Am 20.07.2023 sollte ein neuer Start mit neuer Aufstiegstechnik gelingen.

Diese neue Aufstiegstechnik bestand in einem Halteseil, das am unteren Ende des Ballons befestigt und erst nach vollständig senkrecht aufgerichteter Versuchsanordnung aus Ballon, Fallschirm und Sonde (immerhin 15m Gesamtlänge) aus dem Ballon herausgezogen wurde. Ein Bilderbuchstart gelang – nun ging es darum, den Höhenrekord aus 2020 mit 34.672m zu schlagen. Das Bergungsteam setzte sich sofort nach dem Start in Bewegung und verfolgte gespannt die Live-Daten. Bald war klar: Mit wahnsinnigen 37.146m über dem Erdboden hatten wir den Höhenrekord geschafft. Doch kurz nach dem Platzen des Ballons verlor sich die Spur des Ballons durch die GPS-Ortung. Wahrscheinlich hatten sich nach dem Platzen des Ballons Reste des Ballons im Fallschirm verheddert, sodass sich dieser nicht vollständig öffnete und die Sonde damit viel zu schnell fiel, als dass das GPS die Position ermitteln und per Funk übermitteln konnte. Nach bangen 30min hatten wir wieder eine Ortung und zwar auf einem Truppenübungsplatz der Bundeswehr in Würzburg. Nach Rücksprache mit den Feldjägern vor Ort durften wir uns zu Fuß unserer Sonde nähern und fanden sie schließlich im hohen Gras. Die hohe Fallgeschwindigkeit hatte die Experimentierhalterung völlig zerstört, das Innere und damit beide Kameras, der Rasberry Pi sowie der Datenlogger zur Datenaufzeichnung wie Temperatur, Luftdruck etc. waren völlig intakt. Eine erste Sichtung des Bildmaterials noch am Fundort zeigte spektakuläre Bilder aus der Stratosphäre. Das Projekt 2023 hinterlässt alle beteiligten Personen gleichzeitig demütig und stolz, einen Flug in die Stratosphäre geschafft zu haben.

Eine Auswahl von Bildern vom Flug der Sonde ist unter folgendem Link zu finden:

https://cloud.lio-darmstadt.de/s/so2bH6ZFMBZD7p6

Hier geht es zum Film:

www.youtube-nocookie.com/embed/AIyeF5E6lP4

 

 

Stratoflight 2020

 

Am 20. Oktober 2020 ist es geglückt: Unsere Sonde hat um 14:40 Uhr und 41 Sekunden eine Höhe von sage und schreibe 34672,8 m ü. NN nordöstlich von Schweinfurt (50°11'16.5"N ; 10°24'23.0"E) erreicht, ist dann geplatzt und konnte gegen 18:00 Uhr von uns nördlich von Kronach (50°20‘ 01.2“N ; 11°17’09.0“E) geborgen werden. Das sind rund 250 km Luftlinie Entfernung!

Rückblick und Auswertung des Stratoflight-Projekts

Zum Bericht des Physik-WPU-Kurses geht es hier.

Zum Film von Herrn Hartmann Video 1

Zum Film von Thorben Kreiser Video 2

Projektleitung

StR Patrick Hartmann

 

 

Erstes Foto nach dem Start
Foto größter Höhe
Platzen des Ballons -1
Platzen des Ballons - 2